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VfR Neumünster - PSV Union Neumünster 0:1

Was bitteschön war das denn, VfR? Eine restlos enttäuschende Vorstellung sorgte dafür, dass Rasensport erstmals nach gut 41 Jahren wieder ein Neumünsteraner Meisterschaftsderby verlor. War es am 23. Februar 1975 der FC Union, der Lila-Weiß niedergerungen hatte (2:0), legte nun der PSV die ,,Veilchen" aufs Kreuz.Vor 804 Zuschauern an der Geerdtsstraße setzten sich die Grün-Weißen völlig verdient mit 1:0 (0:0) durch - und das, obwohl sie gleich zwei Strafstöße verschossen.

Erst scheiterte Felix Schulz an Yilmaz Caglar (53.), 20 Minuten später wiederholte der VfR-Torhüter gegen Marc Barck seine Rettungstat. Weil im Anschluss an den zweiten ,,Elfer" sämtliche Rasensport-Feldspieler - passend zu ihrem sonstigen Auftritt - tatenlos blieben, behinderten sich nach dem Abpraller Barck und Paul Sachse beinahe gegenseitig, aber Letzterer traf dann doch per Kopf zum 0:1.

In der Entstehung beider Strafstöße stellten sich VfR-Akteure so ungeschickt an, wie es ungeschickter kaum geht. Erst kontrollierte Franck Momo die Kugel nicht, sodass er Patrick Fürst hinterhereilen musste. In der ihm eigenen Art drang der PSV-Offensivmann in den Sechzehnmeterraum ein und wartete nur darauf, dass Momo das Bein ausfahren würde - was der Rasensportler dann auch brav tat.

20 Minuten später nahm Barck die Kugel wunderbar mit, legte sich diese dann allerdings zu weit vor. Dorian Balla ging aber dennoch in den Mann, sodass dem guten Unparteiischen Frederik Glowatzka gar nichts anderes übrig blieb, als einen zweiten Elfmeter für die Gäste zu pfeifen.

Für den PSV war es nach zuvor neun Niederlagen in zehn Auswärtsspielen ein seltenes Glücksgefühl in der Fremde. Überdies war es der erste Dreier für die ,,Polizisten" seit dem 31. Oktober 2015 (4:1 gegen Altenholz).

Für den VfR war es erst die zweite Heimpleite dieser Saison.Im Fußball, so sagt man, spielt man immer nur so gut, wie es der Gegner zulässt. Wenn das auch für das Derby am Sonnabend gegolten hat, muss der PSV einen verdammt guten Job gemacht haben.

Denn von der ersten bis zur letzten Minute agierte Lila-Weiß wie gelähmt, von einem Derbyeinsatz der Hausherren war fast durchweg nichts zu sehen. Die zahllosen über den Platz geprügelten langen Bälle waren immer wieder Beute der Gäste, bei denen der nach anderthalb Jahren erstmals wieder mitwirkende, praktisch aus Stockholm eingeflogene Felix Schulz der Defensive viel Stabilität verlieh.

Selbst die frühe Auswechslung von Burhan Gülbay, der nach einem Pressschlag mit Enmanuel Rivera für Marcel Stoltenberg Platz machte (11.), hinterließ keine Spuren. Der VfR verzeichnete zwar 7:3 Eckstöße zu seinen Gunsten, aber auch nur einen strukturierten Angriff: Der von Selcuk Tidim in Szene gesetzte Ugur Dagli zog aus halb linker Position flach am langen Pfosten vorbei (16.).

,,Fußball hat bei uns nicht stattgefunden." VfR-Trainer Thomas Möller brachte das von seiner Elf servierte Derby-Dünnbier mit nur einem Satz auf den Punkt. Der 48-Jährige war von seinem Team genauso enttäuscht wie die Rasensport-Anhänger unter den 804 Zuschauern.

Dass folglich der Funke auch nicht auf die Ränge übersprang, war für ihn glasklar. ,,Wenn ich mir als Fan von der ersten bis zur 90. Minute eine solche Leistung hätte anschauen müssen, weiß ich nicht, ob ich Lust auf einen Anfeuerungsruf gehabt hätte", sprach Möller weiteren Klartext und attestierte seiner Truppe sogar ,,Stolperbälle" und ,,die schlechteste Saisonleistung".

Dass es möglicherweise ein Nachteil gewesen sei, dass in seinem Team - im Gegensatz zum PSV - kaum Neumünsteraner stehen, wollte Möller nicht unterstreichen. ,,Denn wir haben uns so gezielt wie immer auf ein Spiel vorbereitet."

Sogar noch etwas Positives fand der Coach abschließend in seiner Analyse: ,,Eigentlich wollten wir ein schönes Osterfest, stattdessen hat man uns Eier auf den Kopf geworfen. Vielleicht ist das alles ganz gut so. Dann wachsen die Bäume hier nämlich nicht schon wieder in den Himmel."

Erfreut, aber sehr sachlich und bereits auf das Meldorf-Spiel knappe 48 Stunden später fokussiert war Gästetrainer Danilo Blank. So ließ er seine Schützlinge gar nicht lange feiern, sondern schickte sie gleich rüber aufs PSV-Gelände, wo eine knappe halbe Stunde nach dem Abpfiff im Kollektiv ausgelaufen werden sollte.

Besonders groß war die Freude aber darüber, dass sein Team endlich mal wieder (erst zum dritten Mal 2015/16) ohne Gegentor geblieben war (,,Das war das Nonplusultra."). Der ehemalige VfR-Angreifer sprach in der Defensive von einer ,,geschlossen guten Leistung", unterstrich aber auch, wie wichtig Überraschungs-Rückkehrer Schulz war.

,,Er hat ein ganz, ganz großes Stück dazu beigetragen, dass wir zu null gespielt haben. Am Donnerstag vor dem Derby hatte er erstmals wieder mittrainiert, nachdem er schon im Winter ein, zwei Mal dabei war. Man hat gleich gemerkt, dass er viel mehr redet als andere. Das ist das, was uns bisher gefehlt hat. Schulz hat mich sofort überzeugt."

Bezüglich seines Teams fand Blank übrigens durchaus, dass Derbycharakter im Spiel war.

Statistisches Kuriosum: Zwar war der VfR gut 41 Jahre ohne Derbyniederlage, doch weil die vorherigen vier Ortsduelle allesamt remis ausgegangen sind, ist Rasensport seit nun fünf Derbys (alle gegen den PSV) sieglos.

VfR Neumünster: Caglar - Bilgen (67. Gohrke), Momo, Lorenzen, Rivera - Igbokwe, Balla - Grothe (64. Gashi), Tidim, Dagli (81. Khemiri) - Baese.

Polizei-SV Union: Reinhold - Casper, Schulz, Hamann, Michalowski - Gülbay (11. Stoltenberg), Sachse, Pfützenreuter (88. Ulrich) - Fürst (76. Ruzic), Nagel, Barck.

SR: Glowatzka (Schilksee).
Zuschauer: 804.
Tor:
0:1 Sachse (73.).

Bes. Vork.: Schulz scheitert mit Foulelfmeter an Caglar (53.), Barck scheitert mit Foulelfmeter an Caglar (73.)

Text: Fupa.net


Foto: Klebenow